[D] Fußball-Liga-I-Kolumne: Rückblick und Ausblick
So, nun ist es also passiert. Die neue Saison hat schon angefangen, und wir haben die alte noch gar nicht richtig abgeschlossen. Es hat etwas gedauert, aber hier ist endlich die Nachbetrachtung der siebten Saison in Liga I. Und wenn die Kolumne schon zu spät kommt, wollen wir das wenigstens ausnutzen - wir wagen auch einen Ausblick auf die gerade gestartete achte Saison. Aber zunächst noch einmal zurück zu dem was war.
Der Rückblick auf Saison 7
Fangen wir dann auch am besten ganz am Ende an - bei den Ereignissen der Postseason. Nachdem ein paar der besser platzierten Teams die letzten zwei Wochen der Saison für ihr Trainingslager genutzt hatten, schlug im Ligapokal die Stunde der Mannschaften aus dem Mittelfeld der Tabelle. Das Finale bestritten die Augsburger Panzer und die Sportfreunde - mit dem besseren Ende für die Mannschaft aus Bayern. 1:0 wurden die Sportfreunde in einem engen Match geschlagen. Als Belohnung steht für die Augsburger dadurch in dieser Saison natürlich der SuperLigapokal an.
So, was war noch nach der regulären Saison? Ach ja, die Relegation. Aber da gibt es gar nicht viel zu sagen, denn die vier Erstligisten Einheit Dresden, FC Hallertau, TSV Künzelsau und Hau Rein Cospeda konnten sich allesamt gegen die Zweitligisten durchsetzen. Glückwunsch! Damit blieb es bei vier Absteigern aus Liga I. Letzter wurde der leider verblichene FC Goeggingen, nur knapp davor landete mit den Pils Angels ein weiterer Aufsteiger. Auf den Plätzen 19 und 20 kamen die SpgV Augsburg-Bochum und die Niederrhein Piranhas ins Ziel. Die beiden Mannschaften waren drei bzw. zwei Saisons in Liga I, konnten sich aber letztendlich nicht dauerhaft etablieren. Wohl auch, weil die Verkäufe der Nationalspieler Louis Pitz, früher Augsburg-Bochum, und Emanuel Stroppel, ehemals bei den Piranhas, nie zu kompensieren waren. Es wird sich zeigen, ob es einer der drei lebenden Absteiger erneut schafft erstklassig zu werden. Wir wünschen jedenfalls erst einmal viel Erfolg in Liga II.
Und so sind wir auch schon mitten bei den Ergebnissen der regulären Saison. Weil es gerade gut gepasst hat, haben mit den Absteigern angefangen, aber eigentlich hätten wir den absoluten Sieger der Saison als Erstes erwähnen müssen: Der SSV Hollywood Leipzig hat endlich einmal alle Erwartungen erfüllt, die die Stärke dieser Mannschaft geweckt hat, und den Rest der Liga vor allem in der Rückrunde dominiert. Diese Mannschaft ist so etwas von verdient Meister geworden, man sehe sich nur die Statistiken an: Die meisten Tore in der Liga, die wenigsten Gegentore, mit Lubomir Stodola den besten Stürmer der Liga, mit Leonardo Staedter den besten Vorlagengeber und mit Fritz Wenzel den besten Torwart. Was vergessen? Ach ja, da gab es noch die Serie von 19 Spielen ohne Niederlage am Ende der Saison, davon die letzten 13 allesamt Siege. Beeindruckend. Aber irgendwie langweilig war es dann schon - zum ersten mal seit zig Saisons wurde die Meisterschaft nicht erst am letzten Spieltag entschieden.
Doch bei all dem Überschwang sollten wir auch nicht den zweiten Sieger vergessen. Nein, wir meinen nicht den Zweiten der Tabelle, sondern den Dritten: Die Überraschung der Saison, den Udon Thani F.C.! Vielleicht nicht die beste Mannschaft der Liga, aber mit Geschick, Glück und nahezu unmenschlichem Einsatz erreichte das Team die Qualifikation für die Champions League. Am letzten Spieltag konnte der SpikesClub of Silly Kicks noch im direkten Duell abgefangen werden.
Und damit sind wir auch schon bei den Verlierern der Saison. Neben den schon erwähnten Absteigern zählen dazu mit Sicherheit auch der Zweite Zorbau Punks und eben der Viertplatzierte SpikesClub. Die Punks hatten lange Zeit die Tabelle angeführt, konnten dann aber am Ende der unglaublichen Aufholjagd von Leipzig einfach nichts mehr entgegensetzen. Und so wurde wie Mannschaft erneut nur Zweiter, zum insgesamt vierten Mal. Doch konnten sich die Vize-Punks wenigstens noch mit der Champions League Qualifikation trösten. Das war den Silly Kicks auf dem undankbaren vierten Platz nicht vergönnt. Mehr noch, auch im Pokal wurde das Team nur Vierter und verpasste so gleich zwei Mal den internationalen Wettbewerb äusserst knapp. Eine verkorkste Saison für den Titelverteidiger.
Wer oder was war noch in der ersten Liga? Franken VooDoo Veitsbronn und die Augsburger Panzer belegten nach einer souveränen Saisonleistung die Plätze 5 und 6. Direkt dahinter landeten die besten Aufsteiger, der BFC Dynamo Berlin und der Schoofseggl FC. Im Gegensatz zu den anderen Neuen fanden sie sich offensichtlich gut in der Ersten Liga zurecht. Das weitere Mittelfeld war breit gestreut und ein paar Mannschaften endeten dort eher unerwartet. Die Sportfreunde zum Beispiel, oder auch unter Wert die Capitals aus Marl und Die Schwalbenadler. Die umbenannten Black Cats Bösinghoven erreichten nicht nur einen enttäuschenden 12. Platz. Nein, ebenfalls enttäuschend war, daß man in dieser Saison sehr wenig von Ewald Materna gehört hat, dem verrückten Manager des Clubs. Wir hoffen, daß er bald wieder seine cholerische Stimme findet. Und dann noch etwas wirklich Besonderes. In der Liga mit dem 11. Platz nur Mittelmaß, aber im Pokal ganz groß: Der HNK Hajduk Split holte in der letzten Saison zum dritten Mal nacheinander den Cup! Große Leistung, keine Frage.
Damit kommen wir auch fast schon zum Ende unseres Rückblicks auf die siebte Saison. Aber natürlich müssen wir noch einen Blick auf die Spieler der Saison werfen. Vor ein paar Wochen haben wir euch die Nominierten vorgestellt und ihr habt abgestimmt. Vielen Dank für die rege Beteiligung! Hier nun endlich die Ergebnisse:
Torwart der Saison: Selbstverständlich wird es der Meister Fritz Wenzel (19 Stimmen) vor Lustenberger und Mai (je 9). Nach dieser Saison die natürliche Wahl - wobei die anderen beiden eigentlich einen schwereren Job und viel mehr zu halten hatten. Bei diesen seinen Vorderleuten konnte Wenzel bestimmt den ein oder anderen ruhigen Abend geniessen. Aber klar: Glückwunsch nach Leipzig!
Aussenverteidiger der Saison: Hier gewinnt Nationalspieler Berni Kramp vom TSV Künzelsau (15 Stimmen) vor Burkhard Ziemens (10) und Bodo Fork (5). Unverzichtbar für seine Mannschaft in Liga und erfolgreicher Relegation. Ein Fels in der Brandung!
Innenverteidiger der Saison: Der All-Round-Abwehrspieler der Kinzital-Schwalbenkönige Berti Kobell holt den Titel mit 17 Stimmen vor Nationalmannschaftskollege Nathanael Steidl (12) und Marc Schinner (2). Der Junge kann alles: Aussenverteidigung, Innenverteidigung, Tore schiessen. Noch so ein Fels in der Brandung!
Aussenmittelfeldspieler der Saison: Klarerweise eine klare Sache. Mit mehr Stimmen als Vorlagen gewinnt Leonardo Staedter (28) vom SSV Hollywood Leipzig vor den abgeschlagenen Stefan Bazika (3) und Vinko Wolte (2). Was gibt es dazu noch zu sagen...
Zentraler Mittelfeldspieler der Saison: Hier macht der Titelverteidiger Elmar Braeutigam das Rennen (21 Stimmen). Der Regisseur vom Franken VooDoo Veitsbronn hat wieder einmal eine richtig gute Saison gespielt und sein Team auf Platz 5 geführt. Weit hinter ihm finden sich Rainer Sorvali (9) und Kim Bassler (5) ein.
Stürmer der Saison: Die engste aller Abstimmungen, aber letztendlich habt ihr Lubomir Stodola (17 Stimmen) vom SSV Hollywood Leipzig knapp vor Milo Häner (15) von den Sportfreunden gewählt. Ist ja auch richtig so, denn Stodola hat ebenso knapp vor Häner die Torjägerkanone gewonnen! Unter ferner liefen gab es dann noch Karl Nagy (2).
Allen Gewinnern und ihren Managern einen Herzlichen Glückwunsch!
Die Vorschau auf Saison 8
Was heißt da eigentlich Vorschau? Die achte Saison ist ja schon ganze zwei Spieltage alt und es hat sich bereits einiges getan: Mit 0:9 und 0:7 hat Schoofseggl FC trainingslagerbedingt wohl einen negativen Startrekord in Liga I aufgestellt. (Das vermuten wir jetzt einfach mal, die entsprechende Statistik liegt leider nicht vor.) Die Schwalbenadler bauen das größte Stadium der Welt. Die Capitals Marl sind Tabellenführer. Der Aufsteiger Wanne-Eickel hat zwei Spiele in der ersten Liga gewonnen - eine kleine Sensation und eindeutig blutdrucksenkend für den zugehörigen Manager. Und natürlich war der amtierende Meister aus Leipzig auch schon zwei mal erfolgreich. Unter anderem gegen den starken Vizemeister aus Zorbau. Ist ja kaum der Rede wert, bringt uns aber zu den Fragen dieser Saison:
Erstens: Kann irgendjemand Hollywood Leipzig aufhalten? Angesichts der Stärke dieser Mannschaft muß man sich diese Frage schon stellen. Kann es sein, daß wir in der letzten Saison den Beginn einer Ära gesehen haben? Wird Hollywood der FC Bayern München des deutschen PPM-Fußballs? Aber noch sind wir nicht so weit, und man wird in dieser Saison sehen, ob die Doppelbelastung für das Team zu einem Energieproblem führt, denn die Gruppenauslosung der Champions League verspricht gute Chancen auf den Einzug in die harten Playoff-Spiele. Die ersten Jäger werden wohl die Zorbau Punks sein, welche die Qualifikation zur Champions League leider verloren haben und damit keine Doppelbelastung fürchten müssen. Im erweiterten Kreis der Mannschaften, die Hollywood gefährlich werden können, finden sich dann der SpikesClub of Silly Kicks - ebenfalls ohne internationalen Wettbewerb - und Hajduk Split, die aber im Pokal der Pokalsieger ran müssen.
Zweitens: Wo wir gerade bei Split waren, wird das Team es schaffen, den Pokal zum vierten Mal zu holen? Streng genommen keine Frage für die erste Liga, aber trotzdem interessant. Wird Hajduk Split irgendwann im Pokal wieder einmal verlieren? Wir lehnen uns aus dem Fenster und sagen nein, das wird immer so weiter gehen.
Drittens: Wird es wieder eine Überraschung geben? Udon Thani ist ja in der letzten Saison in die Top Drei vorgestossen. Kann erneut ein Team die Etablierten überraschen und in der Spitzengruppe landen? Es gibt ja einige Kandidaten für einen solchen Coup, Mannschaften, die sehr gute Teams haben und nur noch den letzten Schritt gehen müssen. Die Augsburger Panzer zum Beispiel, oder Marl oder Veitsbronn oder wieder Udon Thani... Wir werden sehen.
Viertens: Wer steigt ab beziehungsweise wird gegen den Abstieg kämpfen? Ausser ein paar Mannschaften, die stärkemässig etwas abfallen, ist die Liga eng zusammen. Es werden sich wohl wieder einige Teams im Kampf gegen den Abstieg oder gegen die Relegation befinden, die damit nicht gerechnet haben, so wie Die Schwalbenadler oder Marl in dieser Saison.
Fünftens: Was machen unsere Mannschaften international? Es ging ja schon nicht gut los. Die aussichtsreichen Capitals Marl und die Zorbau Punks sind leider schon früh in der Qualifikation gescheitert. Udon Thani und Hau Rein Cospeda hatten Losglück und erreichten dagegen souverän die Vorrunde von CL beziehungsweise PdP. Beide Teams werden es aber schwer haben im jeweiligen Wettbewerb weit zu kommen. Was zur Anschlußfrage führt: Was wird nur aus unserem internationalen Koeffizienten? Da müssen wir nach Leipzig und Split schauen und hoffen, daß diese beiden die Kohlen aus dem Feuer holen.
Sechstens: Wo ist eigentlich Ewald Materna?
Es war ein langer Artikel, aber bevor wir uns für heute verabschieden, verlieren wir doch noch ein paar Worte zu den vier Aufsteigern. Wanne-Eickel ist wie gesagt ein alter Bekannter, der mit einem ganz guten Team in Saison 6 etwas unglücklich abgestiegen war. Jetzt ist er wieder da, in neuer Stärke und mit gut gefüllter Börse. Ein Kandidat fürs obere Mittelfeld. Dann gibt es da die Tigers Villingen, die endlich eine weibliche Note in die erste Liga bringen. Die Mannschaft ist sehr gut aufgestellt und hat das Zeug, im gesicherten Mittelfeld zu landen. Das gilt wohl leider nicht für die beiden anderen Aufsteiger. Der FC Troisdorf 04 hat schon in Saison 5 in Liga I gespielt und ist direkt wieder abgestiegen. Jetzt versucht sich das Team erneut im Oberhaus, wird aber wohl wieder gegen den Abstieg spielen müssen. Das könnte auch den Debütanten SF Obersalbach erwarten. Das Team profitiert von einem starken Mittelfeld, aber es wird sich zeigen, ob das für den Klassenerhalt ausreicht. Wir wünschen jedenfalls an dieser Stelle den Vieren viel Erfolg in Liga I. Schlagt euch gut!
Aber das gilt natürlich auch für alle Manager da draussen: Euch eine gute neue Saison! Und damit haben wir fertig.