PowerPlay Журнал

An diesem Wochenende werden die letzten Spiele der WM 2014 gespielt und ich möchte aus Schweizer Perspektive noch einmal zurückblicken auf eine interessante WM.

Wie haben wir alle Wochen lang auf dieses Grossereignis in Brasilien hin gefiebert?! Die Medien zerrissen sich gegenseitig über die Form der Nationalmannschaftsspieler, der Nachwuchs kämpfte auf dem Pausenhof um die letzten fehlenden Sticker seines Panini – Sammelbuches, einige andere kritisierten das System der Fifa wie die Weltrangliste zustande kommt (Schweiz auf Platz 6!). Aber der Grossteil der Schweizer freut sich natürlich einfach auf eine riesige Fussballparty.

Qualifikation

Wir schauen an dieser Stelle natürlich gerne noch einmal zurück auf die Tabelle. Souverän an erster Stelle qualifiziert sich die Schweiz, in einer nicht allzu stark besetzten Gruppe, für die Weltmeisterschaft.

So klar wie die Tabelle jetzt aussieht, war es meistens eher nicht. Die Spiele boten Spannung pur und alleine der Gedanke an das 4:4 gegen Island im kalten Norden lässt jedem Fussballfan die Emotionen wieder hochkommen.

Vorbereitung

Wir liessen das Vergangene vergangen sein und richteten unsere Augen auf die Auslosung der Gruppen. Mit Frankreich, Ecuador und Honduras losten uns die Fussballgötter eine durchaus machbare Gruppe zu.
Nach zwei gewonnenen Testspielen gegen Jamaika und Peru durften die Spiele in Brasilien dann auch endlich beginnen. Der ein oder andere Fussballexperte sieht in der Schweiz durchaus das Überraschungsteam dieser WM. Selten war das Team so erfolgreich, talentiert und spielerisch stark wie vor dieser WM. Doch jetzt gilt es ernst und der Spass beginnt mit dem Spiel gegen Ecuador.

Ecuador

Die Teams stehen bereit, die Schweiz hat keine groben Ausfälle zu verkraften und sowieso ergab sich die Aufstellung fast von alleine. Die bewährten Spieler der Qualifikation und der letzten Testspiele dürfen von Beginn weg ran und sollen die Schweiz zum ersten wichtigen Sieg dieser WM verhelfen. Es wird auch von diesem Team im Vorfeld nichts anderes erwartet.

Doch was dann auf dem Platz folgt war so sicher nicht geplant. Das Schweizer – Spiel wird von Beginn weg durch teils fahrlässigen Fehlpässen dominiert und gegen vorne kommt schon mal gar nichts zustande. Es tickt die 22. Minute als ein Freistoss aus verkürzter Eckballposition durch die Ecuadorianer ausgeführt wird. In der Mitte steht ein gewisser Enner Valencia der zum 1:0 einköpft. Das ist so ziemlich die einzig nennenswerte Aktion in der ganzen ersten Halbzeit. So gehen die Teams in die Kabinen und Coach Ottmar Hitzfeld reagiert mit einer Einwechslung von Admir Mehmedi für den schwachen Valentin Stocker auf das Gezeigte.
Dieser Joker macht sich sogleich bezahlt. Die erste Aktion von Admir Mehmedi ist nämlich ein ausgeführter Kopfball, nach Eckball von Rodrieguez. Und dieser Ball findet den Weg ins Netz, bringt die Schweizer Mannschaft zurück ins Geschäft und lässt in den Public Viewings die Dämme brechen. Was für ein Auftakt. Die zweite Halbzeit bietet wesentlich mehr Unterhaltung, Chancen zum Führungstreffer haben beide Seiten und ein zu Unrecht aberkanntes Tor von Drmic rundet das Ganze ab. Als sich viele schon mit einem Unentschieden abgefunden haben und die neue Ausgangslage zu studieren begannen, startet Ecuador noch einmal einen Angriff. Kampfmaschine Berahmi von Napoli stoppt diese Chance allerdings mit einem riskanten Tackling im Strafraum, rennt anschliessend über das halbe Feld und lanciert einen Angriff, welcher schlussendlich zum eingewechselten Seferovic findet und dieser schiesst die Schweiz in einen Freudentaumel. Die Schweiz gewinnt in Extremis mit 2:1 gegen Ecuador.

Frankreich

Mit Frankreich wartet der grösste Brocken in dieser Gruppe auf die Schweiz. Und die Franzosen sind in Form. Honduras fertigten sie eiskalt mit 3:0 ab. Und was in diesem Spiel folgt, schmerzt mir während ich hier in die Tasten tippe noch im Herzen. Die Schweiz wird von den Franzosen 5:2 zerstört und die Schweizer sind über weite Strecken nicht mehr als Statisten. Ich mach es deshalb kurz und schmerzlos: 17. + 18. Minute Doppelschlag, 2:0 Frankreich. 40. Minute Valbuena 3:0 und Benzema mit seinem Treffer in der 67. Minute zum 4:0. Doch die Franzosen haben nicht genug und erhöhen auf 5:0 eine Viertelstunde vor Schluss. Was dann folgt ist doch noch ein kleiner Lichtblick in einem Spiel zum vergessen. Dzemaili schiesst einen Freistoss unter der Mauer durch und trifft. Anschliessen wir Xhaka herrlich von Inler bedient und schiesst das Tor zum Endresultat von 5:2.

Nach diesem Spiel musste die „Überraschungsmannschaft“, wie sie vor der WM vereinzelt betitelt wurde, hart untendurch. Nichts passte in diesem Spiel zusammen und die Kritiker gewinnen an Zuhörern. Bayern Star Shaqiri ist einer der meist kritisierten Spieler und zu einer Reaktion im dritten und vielleicht schon letzten Spiel verpflichtet.

Honduras

Die Ausgangslage vor dem Spiel in Manaus ist nicht einfach. Die Schweiz braucht einen Sieg und muss gleichzeitig hoffen, dass Frankreich weiterhin souverän auftritt. Zudem sind die Bedingungen in Manaus keinesfalls auf europäische Fussballerverhältnisse ausgerichtet. In diesem Spiel muss gekämpft werden! Die  Schweiz attackiert sofort, nimmt das Spieldiktat in die Hand und eben dieser Shaqiri zeigt was er kann. In der 6. Minute haut er einen Ball perfekten in den linken Ecken, unhaltbar und eine grossartige Einzelleistung. Die Weichen für ein Weiterkommen sind gelegt und sie legen gleich nach. 20 Minuten später, ein Weltklasse-Pass von Inler über eine riesige Distanz, schön weitergeleitet von Mehmedi und schon steht Shaqiri alleine vor dem Tor und schiebt zum 2:0 ein.
Nach der Pause wird Honduras aber einiges stärker und sie stehen kurz vor einem Treffer. Eigentlich hätten sie einen Elfmeter nach einem Foul von Djourou im Strafraum kriegen sollen. Genau in dieser Phase setzten die Schweizer wieder einen Konter an, zwei Pässe und Shaqiri ist wieder frei und kann einschieben! 3 Tore von ihm und eine starke Reaktion des ganzen Teams bringen die Schweiz in die Achtelfinale.  Dort wartet niemand andere als der zweifache Weltmeister Argentinien mit dem Zauberfloh Lionel Messi.

Achtelfinal: Argentinien

Die Schweiz hat damit die Chance wieder einmal in ein WM-Viertelfinal einzuziehen, das war das letzte Mal vor einem gefühlten Jahrhundert geschehen.
Die Partie startet schwungvoll, trotzdem kommt Argentinien in der gesamten ersten Halbzeit zu keiner wirklich nennenswerten Aktion. Die Schweiz besitzt 2 Top-Torchancen, beide eingeleitet durch Shaqiri. Die eine wird von Drimic aber kläglich vergeben, es hätte ein cooler Lupfer werden sollen, wurde aber zum Rückpass für Romero im argentinischen Tor.
In der zweiten Halbzeit erhöht Argentinien aber das Tempo und Torhüter Benaglio muss einige Male eingreifen. Die Schweiz kommt nur noch sporadisch zu weniger gefährlichen Chancen. Daraus resultiert ein 0:0 und dadurch die Verlängerung.  Die Schweiz kämpft, schnürt sich aber selber in der eigenen Hälfte ein und Argentinien probiert irgendwie zu Chancen zu kommen. Und leider klappt das nach einem öffnenden Pass von Messi auf Maria, welcher in der 118. Minute das goldene Tor schiesst.  Anschliessend folgen die spannendsten 5 Minuten in der ganzen WM aus Schweizersicht. Doch leider trifft die Schweiz nur den Pfosten und mit der letzten Aktion des Spiels wird ein aussichtsreicher Freistoss in der Mauer versenkt. Das Spiel ist aus und die Schweiz wird sich mindestens 4 weitere Jahre auf einen Viertelfinaleinzug freuen müssen.

Mit dieser WM endet auch die Karriere vom grossartigen Fussballtrainer Ottmar Hitzfeld. Er wird wie geplant sein Amt an Vladimir Petkovic abgeben.

Ich hoffe euch mit dem Artikel noch einmal eine kleine Zusammenfassung gegeben zu haben. Ich wünschte den 4 verbleibenden Teams noch ein erfolgreiches letztes Spiel, möge der Bessere gewinnen.