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[D] Handball - Ein Tag mit der Nationalmannschaft


[D] Handball - Ein Tag mit der Nationalmannschaft



Der mit einer deutschen Flagge verzierte Reisebus fährt mit leichter Verspätung auf den vereinbarten Parkplatz am Rande der A3 - der genaue Ort unterliegt journalistischer Geheimhaltung - , wo ich bei einsetzendem Nieselregen seit geraumer Zeit mit einer PPM-Fanartikelvollausstattung am Leibe warte: T-Shirt, Jacke, Tasche und jede Menge Magneten, alles frisch aus dem PPM-Shop. Durch heftiges Winken gebe ich mich als denjenigen zu erkennen, der heute die Ehre hat, die Handballnationalmannschaft zu ihrem WM-Qualifikationsspiel gegen die Schweiz zu begleiten. Der Busfahrer, ein aufgedunsener Endfünfziger mit rotem Gesicht und glasigen Augen, öffnet die Tür und fordert mich mit einer fahrigen Kopfbewegung zum Einstieg auf.

Gesichter voller Lebensfreude strahlen mir entgegen, als ich den zu Ehren der nominierten Spieler feierlich geschmückten Innenbereich des Luxusgefährtes betrete. Hier ist hoffnungsvolle Jugend versammelt, die stolz und zuversichtlich der bedeutenden Aufgabe entgegensieht, den deutschen Handball in der PPM-Weltöffentlichkeit würdig zu vertreten. Angesichts dieser geballten Athletik durchtrainierter, gesunder junger Männer, komme ich mir vor wie ein alter nasser Sack.

Ein dürrer Mann von mittleren Jahren steuert entschlossen auf mich zu und verlangt mit rauchiger Stimme den Nachweis meiner Legitimation.  Sein scharfer Blick wird milder, als ich ihm einen selbst gebastelteten Ausweis mit dem folgenden Inhalt überreiche: "DispoGerd, Redakteur des PPM-Magazins, verantwortlich für Recherchen und Archiv - Die Offiziellen befürworten jegliche Unterstützung von dritter Seite."  Er weist mir einen im hinteren Bereich des Busses befindlichen Platz an. Hier ist einige bucklige Verwandtschaft unserer deutschen Handballer versammelt. Der offensichtlich unter Restalkohol stehende Busfahrer, der auf den Namen Manni hört, legt eine selbst gebrannte CD ein und fährt ruckelnd los.

"An der Nordseeküste", schallt es aus den Lautsprechern und sofort stimmt die ganze Meute ein.  Eine genervt wirkende, breitärschige Serviererin geht wortlos durch den Gang und reicht Bier sowie kleine Feiglinge in unterschiedlicher Größe.  Ich nehme Kontakt zu dem neben mir sitzenden, glatzköpfigen Herrn auf, der sich als Vater von Rückraumspieler Leonhardt Schmit vorstellt.

"Mein Sohn hat die höchste Gesamtstärke im Team! 395 und sie steigt täglich!", sagt er und gibt mir mit dem Ellenbogen einen beifallheischenden Knuff in die Seite. Von hinten tippt mich eine stark parfümierte Dame an.

"Ich bin Frau Schuster, die Mutter von Kristof Schuster. Schreiben Sie auch was über meinen Sohn?"  Mir wird langsam mulmig.

"Da steht ein Pferd auf dem Flur", ertönt es aus der Stereoanlage, die Stimmung steigt. Herr Schmit macht jetzt deutliche Anstalten, sich bei mir schunkeltechnisch einzuhaken. Als Abwehrmaßnahme krame ich schnell in meiner PPM -Tasche herum,  vorgeblich auf der Suche nach Schreibutensilien. Der Bus verläßt die Autobahn und zuckelt über die Dörfer. Luftschlangen sowie Konfetti werden in Anschlag gebracht.

"Und die Hände zum Himmel..." , donnert es aus den Boxen. Reiseübelkeit, mein altes Leiden, ergreift mich. Als ich Herrn Schmit um eine Kotztüte ersuchen will, ist dieser gerade in ein Streitgespräch mit Frau Schuster verwickelt. "Mein Sohn hat die höchste Gesamtstärke in Deutschland. Er ist mit drei Sternen weltberühmt und hat bereits zwei Auszeichnungen erhalten. Da kann ihr Bürschchen nicht gegen anstinken", ereifert sich Herr Schmit.

"Dafür ist mein Sohn nicht schwul", entgegnet trocken Frau Schuster.

"Viva Colonia...".

Gerade droht ein Handgemenge, als die Servicekraft erscheint und durch Ausgabe weiterer Feiglinge die Gemüter beruhigt. Ich stelle mich die nächste Stunde schlafend.

"Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht, alles, alles..." geht vorbei, wie glücklicherweise auch diese Höllenbusfahrt. 

In der mit 2700 Zuschauern ausverkauften Halle "Die Augsburger" ist die Spannung mit Händen zu greifen. Neben mir sitzt Manni, der Busfaher, und schiebt sich eine fettige Bratwurst in seinen roten Schädel. Anpfiff.

"Unsere Jungs sehen in den Nationaltrikots flott aus", murmelt Manni bratwurstkauend. Knapp 6 Minuten sind gespielt, 3 beide, alles im grünen Bereich. Manni ordert Bier und sieht zufrieden aus. Hier gehen die Imbissangestellten mit dem Alkohol direkt zu den Zuschauern, ein klarer Pluspunkt. 11. Minute: Eine Schwächephase der deutschen Mannschaft, 3 zu 6 Rückstand.

"Die Schweizer sind noch nicht mal in der EU", richtet der Busfahrer das Wort an mich und bestellt mit souveräner Geste das nächste Bier. 25. Minute, 9:11 gegen uns, noch alles drin. "Immerhin, die Schweiz ist landschaftlich reizvoll",  säuselt Manni und nimmt von seinem dritten Becher einen kräftigen Schluck. Die deutsche Mannschaft wirkt nervös. Möglicherweise unter dem Eindruck der Busfahrt verlieren sie die Bindung ans Spiel und zur Halbzeit steht es 10 zu 15. Manni nestelt aus seiner Jacke einen Feigling, offensichtlich noch im Bus gebunkert, und zieht ihn auf Ex. Zwei Reihen hinter mir höre ich Herrn Schmit lautstark über die Gesamtstärke und Feinheiten der prozentualen Trainingsverteilung philosophieren. Manni geht aufs Klo, kommt aber pünktlich zur zweiten Halbzeit mit einem weiteren Bierchen zurück. Er wirkt leicht derangiert, bemüht sich jedoch um Haltung.

34 Minuten gespielt, Spielstand 11 zu 18. Hoffnungslosigkeit macht sich breit.

"Was die Schweizer mit ihrem Steuerrecht und Bankwesen veranstalten ist eine riesige Sauerei", meint Manni in erhöhtem Erregungszustand, wobei er die lückenlose Bierversorgung nicht  abreißen läßt. Derweil scheint durch die deutsche Nationalmannschaft ein Ruck gegangen zu sein. Nach 38 Minuten nur noch ein Rückstand von 15 zu 18, nach 50 Minuten 24 zu 26, in der 54. Minuten gar auf 26 zu 27 rangekommen! Eine famose Aufholjagd und tolle Moral!

"Deutschland!, Deutschland!", brüllt Manni und läuft dunkelblau an. Jetzt gibt es kein Halten mehr. Doch dann: Enttäuschung. Die überraschende Wende vor Augen, fallen die Deutschen in ihre alte Nervosität zurück, nichts gelingt mehr, Endstand 26:30. Manni, der mittlerweile deutlichste Anzeichen von Trunkenheit aufweist, rechnet die Schweiz nun zur Achse des Bösen. In diesen Schurkenstaat müsse man mal unsere Kavallerie schicken, meint er noch lallend und scheitert dabei wiederholt an der korrekten Aussprache von "Kavallerie". Ich schenke ihm zum Troste einen PPM-Magneten und er zieht schwankend, aber versöhnt, von dannen. Die Schweizer gewinnen letztlich verdient, vor allem aufgrund der guten Leistung von Alfons Ueltschi und Sebastien Palastro. Auf unserer Seite wußte lediglich Tomasz Hartmann vollends zu überzeugen.

Die Rückfahrt trete ich sicherheitshalber mit dem Zug an.





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