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Da is das Ding! - Ein WM-Rückblick von Wohlnixx Teil VI


Da is das Ding! - Ein WM-Rückblick von Wohlnixx Teil VI

 

Ein persönlicher Kommentar von wohlnixx zur Fußball-WM 2014 in Brasilien.

 

 

Das Finale

Im Vorfeld des Finales erfahre ich, dass zwei Arbeitskollegen, die kürzlich geheiratet haben, am Finaltag in die Flitterwochen fliegen. Abflug Sonntagabend. Der Bräutigam ist ein glühender Fußballfan. Montagsspiel 2.Liga, Champions-League, Euro-League, Freitag, Samstag, Sonntag Bundesliga, der Junge verpasst nichts. Aber das Finale der WM, das kann er nicht sehen, weil er dann im Flieger Richtung Dubai sitzt. Das ist die grandioseste Fehlplanung seit der Grundsteinlegung des Berliner Flughafens! Ich schwanke zwischen Mitleid und einem Lachkrampf. Ich erzähle diese Anekdote meiner Frau, und noch bevor ich ihr beichten kann, dass ich auch einen Flug in die Flitterwochen gnadenlosen verschieben und umbuchen würde, wenn WM-Finale ist, sagt sie: „Nee, keine Chance, da würde ich nicht fliegen. Das würde ich um nichts in der Welt verpassen!“ Braucht es einer weiteren Bestätigung, um zu wissen, dass sie die einzig Richtige für mich ist? 

Am Samstagabend gehen wir mexikanisch essen. I like. Ich trinke diverse Corona und verspeise etwas Scharfes mit Knoblauch. Vorbereitung auf den Finaltag. Nebenbei fertigt Holland Brasilien im kleinen Finale ab. Eine große Fußballnation liegt am Boden. Scolari ist raus, Fred tritt zurück, Oscar kriecht wieder in die Tonne und Bernard ermittelt mit Bianca demnächst wieder für die Mäusepolizei. Neymar kann wieder laufen. Das beruhigt und freut mich. Er und seine Kameraden werden demnächst viel aufzuarbeiten haben. Die letzte Truppe in Gelb, die so granatenmäßig abgestürzt ist, war die FDP.

Am Sonntagmorgen schlafen wir mal aus. Dann Frühstück und Sendung mit der Maus. Ein Muß. Im Sprachenraten bin ich annähernd unschlagbar. An diesem Sonntag ist es aber zu einfach. Spanisch. Wie man es in Argentinien spricht. Danach wird die Zusammenfassung der WM 2006 auf DVD geguckt. Natürlich nur bis zum Viertelfinale Deutschland gegen Argentinien – Sieg im Elfmeterschießen. Lehmann, ein Zettel, und Olli Kahns große Geste. Ich bekomme Gänsehaut und muss vor Rührung heulen.

Heute Abend holen wir uns den vierten Stern! Das Ding ist reif und muss nur noch abgepflückt werden.

Für das Endspiel haben wir uns zum Public Viewing verabredet. In einer zum WM-Studio umgerüsteten Scheune. Die vier großen Kühlschränke sind vollgetankt wie Harald Juhnke am Zahltag. Es kann losgehen. Falls ich dachte, ich wäre angespannt, muss ich nur meinem Kumpel in die Augen gucken. Dann weiß ich, wie echte Anspannung aussieht. Der Bursche ist ein paar Jahre älter als ich, und ich mache mir ernsthaft Sorgen um seinen Blutkreislauf, der bereits zwei Stunden vor Anpfiff zu kollabieren droht. Ich klammere mich an meine Gattin, die mir ein großer Halt ist. Eigentlich habe ich meinen vierten Stern schon.

Okay, Schluss damit, jetzt sind echte Männer gefragt! Die Mannschaftsaufstellungen werden bekannt gegeben. Bei Argentinien muss die Maria passen. Ihr Oberschenkelchen ist immer noch lädiert. Mädchen! Und dann: Khedira spielt nicht! Die Wade zwickt. Was’n das für‘n Dreck?! Und nun? Kramer neben Schweinsteiger. Ein Gladbacher. Mein Kumpel und ich werfen uns vielsagende Blicke zu. Er St.Pauli, ich Fortuna, beide keine großen Borussen-Freunde, um’s mal vorsichtig auszudrücken. Ohne Worte verstehen wir uns: Kein gutes Omen. Meine anfängliche Zurückhaltung im Bezug auf den Genuss alkoholischer Getränke werfe ich über Bord. Meine Zuversicht droht gleich hinterher zu springen, aber so leicht haut mich eine Hiobsbotschaft dann doch nicht mehr aus den Socken.

In der Scheune wird getippt. Eine kurze Ablenkung. Zwei Euro Einsatz. Ich tippe 1:0 für Deutschland. Viele sind da deutlich optimistischer, haben noch das 7:1 vom Halbfinale im Kopf. Das darf man aber bei aller Bewunderung für die DFB-Elf nicht überbewerten. Ganz außer Acht lassen sollte man es jedoch auch nicht. Psychologisch betrachtet ist es sicher nicht das schlechteste, mit so einem Pfund ins Finale zu gehen. Und die Argentinier werden die Vorstellung der Deutschen wohl auch verfolgt haben. Ob die das völlig kalt lässt, was mit den Brasilianern passiert ist, wage ich zu bezweifeln.

Vor der Hymne noch schnell ein Bierchen. Dann singe ich mit. Laut. Eigentlich brülle ich. Sechzig bis siebzig Kehlen unterstützen mich. Die Luft brennt, die Nerven sind zum Zerreißen gespannt. Ein letzter Blick zu meinem Kumpel. Der ist grün im Gesicht. Ich überlege, wo die nächste Autobatterie zu finden ist, falls wir ihn wiederbeleben müssen. Dann hat das Warten endlich ein Ende.

Das Finale beginnt.

Vier Wochen haben wir gezittert und gelitten, gejubelt und gefeiert, zu wenig geschlafen und zu viel getrunken. Was sonst noch so auf der Welt passiert ist, weiß ich nicht so genau. Das weiß niemand, und es interessiert im Moment auch niemanden. Hat sich unsere politische Elite wieder die Diäten erhöht? Wahrscheinlich. Ist die Pkw-Maut inzwischen beschlossene Sache? Bestimmt. Hat der Putin sich inzwischen eingekriegt? Hoffentlich. Is mir alles latte. Ich will jetzt das Ding haben!

Bereits nach wenigen Minuten brennt es im deutschen Strafraum. Higuaín verzieht. Würde ich mich ab liebsten auch. Nixx da, Freundchen, hier und standhaft bleiben! Nach guten zwanzig Minuten dann die erste echte Schrecksekunde. Kroos köpft den Ball zurück über die eigene Abwehr. Plötzlich friert die Raumzeit ein. Wie in Matrix. Ich bin wieder 12 Jahre alt, trage Vokuhila und stehe auf einem Ascheplatz. Und köpfe den Ball über die eigene Abwehr. Der Trainer der D-Jugend motzt mich an. „In der Situation kannst du alles machen, aber nicht den Ball nach hinten über die eigene Abwehr köpfen!“ Eine Lektion, die ich nie vergessen werde, genau wie meinen ersten Kuss, meinen ersten Film mit Traci Lords oder meine erste (und einzige) 2 in Mathe. Dann bin ich wieder in der Scheune, und die Raumzeit läuft gnadenlos weiter. Higuaín schnappt sich die verunglückte Rückgabe und läuft auf Neuer zu. Allein. Im WM-Finale. Ganz allein. Unbedrängt. Ohne Gegenspieler. Also völlig allein. Und knüppelt die Kirsche daneben! Da-ne-ben!

35 Millionen Deutsche vor dem Bildschirm atmen so laut auf, dass es selbst die Österreicher in Cordoba noch hören.

Aber es kommt noch dicker. In Minute 30 bringt Lavezzi einen Ball scharf vor Neuers Tor, wo wieder Higuaín steht und aus kurzer Distanz trifft. Ich verliere für eine Millisekunde das Bewusstsein und halte mich an meiner Bierflasche fest. Dann geht die Fahne des Schiedsrichterassistenten hoch. Abseits! In Cordoba müssen sie sich die Ohren zuhalten, so laut brüllen die Deutschen ihre Erleichterung heraus. Aber der Schrecken endet nicht. Eine Minute danach muss Kramer raus, der bis dahin zugegebenermaßen ein astreines Spiel gemacht hat. Gehirnerschütterung. Der Junge muss vom Platz geführt werden, ist völlig daneben. Erst nach der WM wird mir ein Interviewschnipsel zugespielt, in dem Endspielschiri Rizzoli erzählt, dass Kramer nach dem Zusammenprall mit Garays Schulter auf ihn zukam und fragte, ob das hier wirklich das WM-Finale sei. Rizzoli stutzte zwar, beantwortet die Frage aber wahrheitsgemäß mit Ja. Darauf Kramer: „Danke Schiri, das war wichtig, das zu wissen.“ Aha. Rizzoli weist Schweinsteiger auf die Probleme seines Mitspielers hin und Kramer muss runter. Echt schade, hätte vielleicht sein Abend werden können. So scheint aber alles gegen Deutschland zu laufen. Löw muss umstellen, weil ihm soeben die Sechser ausgegangen sind. Also kommt Edeljoker Schürrle jetzt schon und Özil rückt in die Mitte. Wie immer ist Schürrle sofort voll da. Doch auch die nächste Chance gehört der Albiceleste. Messi. Musste ja irgendwann passieren. Neuer ist geschlagen, Boateng rettet. Ich kann gar nicht so viel einatmen, wie ich hier vor Erleichterung ausatmen muss. Dann ist die 1.Halbzeit schon fast vorbei, als es eine Ecke für Deutschland gibt. Kroos auf Höwedes, ein hammerharter Kopfball – an den Pfosten! Jetzt brüllt und flucht die Scheune vor Enttäuschung. Kann das verdammte Ding nicht einfach reingehen? Dann ist Halbzeit. Wir sind uns einig, dass das irgendwann schief gehen muss und die Gouchos in Führung gehen. Und dann wird es noch schwerer, denn hinten stehen die Südamerikaner so sicher wie Goldman Sachs während der Finanzkrise. Sollte das hier heute Abend wirklich schief gehen? Ich versuche, nicht in Panik zu geraten. Und trinke weiter. Pils. Mein Kumpel kesselt ein Alt nach dem anderen, und meine Frau zieht auch ganz gut mit, obwohl Bier sonst nicht so ihr Ding ist. Aber heute muss jeder über seinen Schatten springen, jeder muss mehr geben als sonst, nicht nur die elf Jungs im weißen Trikot da unten auf dem Rasen.

Nach der Pause brennt es gleich schon wieder im deutschen Strafraum. Messi zieht ab und verfehlt das Tor nur um Haaresbreite. Die Deutschen haben ihn eigentlich gut im Griff, aber ganz ausschalten kann man ihn eben nicht. Mitte der 2. Hälfte fällt zum ersten Mal das Wort „Verlängerung“, und mir wird noch schwummriger, als mir sowieso schon ist. Zehn Minuten vor Schluss legt Özil für Kroos auf, doch der schießt rechts vorbei. Das Ding will einfach nicht rein. Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit kommt Götze für Klose. Also weiter mit der falschen Neun. Ich bin wenig begeistert und stehe damit nicht allein in der Scheune.

Um mich herum wird die Schlagzahl höher. Ich leere die 0,33-Flaschen mitunter in zwei Zügen. Antrinken, austrinken, weg. Vor den Kühlschränken herrscht Gedränge, da wird am Trikot gezogen, der Ellbogen eingesetzt und übelst gegrätscht. Irgendwann packt mich der Wahnsinn gänzlich und ich beginne zu rauchen! Das hab ich ziemlich lange nicht mehr gemacht und es tat mir auch noch nie gut, im Suff zu qualmen. Nach der vierten Kippe breche ich das dann auch wieder ab, weil’s widerlich schmeckt und zudem völlig seine Wirkung verfehlt. Ruhiger werde ich dadurch nämlich auch nicht, als die Verlängerung beginnt. Mein Kumpel raunt mir über den Stehtisch zu: „Kein Elfmeterschießen!“ Ich schüttle den Kopf und wiederhole mantraähnlich: „Kein Elfmeterschießen!“ Das würde wohl keiner von uns lebend überstehen. Ich erinnere mich kurz an das letzte Elfmeterschießen gegen Argentinien. Viertelfinale 2006, heut mittag noch gesehen. Gott, war das damals schwer, vor dem Bildschirm zu bleiben. Ehemalige Freunde haben damals unseren Balkon vorgezogen, von Heulkrämpfen geschüttelt, weil sie es nicht mehr aushalten konnten. Nein, soweit darf es nicht kommen.

In der 1. Minute der Verlängerung hat Schürrle die große Chance, doch sein Schuss ist nicht platziert genug und Romero kann ihn parieren. Das Scheunen-Kollektiv flucht und brüllt sich die Seele aus dem Leib. Es bleibt beim 0:0. Doch niemand will ins Elfmeterschießen, vor allem nicht die 22 Spieler auf dem Rasen. Dann hat Argentinien die nächste Großchance. Palacio profitiert von einem der seltenen Fehler von Hummels und taucht allein vor Neuer auf. Er lupft den Ball aber nicht nur über den herausstürmenden Torwart, sondern auch links am Tor vorbei. Puuuhhh. Ich kann nicht mehr. Brenzliger geht es ja wohl kaum noch. Der Blick meines Kumpels ist starr vor Schreck. Wenn er jetzt zusammenklappt, kann ich ihm nichtmal helfen.

Und dann gibt es auch noch auf die Fresse! Schweinsteiger kassiert im Luftkampf einen hübschen Punch und bleibt blutend liegen. Die Scheune tobt! Der Bursche hat heute schon jede Menge einstecken müssen, aber das ist der Gipfel. Und Übeltäter Agüero hat schon Gelb!

Aber, hey, es soll ja Nostalgiker geben, die auf „Ultimate Fight Football“ stehen und der alten Holzhacker-Garde mit Größen wie Goicoechea (Der Schlächter von Bilbao),  Vinnie Jones (Die Axt) und Trifon Iwanow (Der Wolf von Sofia) nachtrauen. Das waren noch Zeiten, was?! Als die RAF noch mordend durch das Land zog, Batik-Shirts noch voll angesagt und Sabrina und Samantha Fox der feuchte Traum jedes Teenagers waren. Damals war eben alles besser. Der HSV war noch eine europäische Größe, es gab noch Liberos und Fußball gespielt wurde so langsam, dass die Spieler von damals heute alle mit Schleudertrauma vom Platz müssten, weil die Neymars, Messis, Götzes und Özils dieser Welt sie noch in ‘nem vollbesetzten Smart schwindelig spielen würden. Trotzdem verdienen es die Jungmillionäre von heute nicht besser, als es hart auf die Knochen zu kriegen. Alles Weicheier! Wer so viel Geld verdient, der hat eben um Leib und Leben zu fürchten, wenn einer als letzte Waffe einfach mal die grobe Knochensäge auspackt. Wir sind doch hier nicht beim Federball!

Merke: Ewiggestrige scheint es auch im Fußball zu geben.

Zurück in die Gegenwart, denn bekanntlich zählt nur die. Schweinsteiger muss an die Seitenlinie. Er wirft Schiedsrichter Rizzoli einen eindeutigen Blick zu. „Geht’s noch?“ Die Frage ist berechtigt. Vielleicht steht Rizzoli auch auf‘s Holzhacken. Dr. Müller-Wohlfahrt fliegt heran, den Tacker im Anschlag. Deutschland in Unterzahl, Argentinien weiter mit elf Mann. Das ist dann die Konsequenz, wenn zu hartes Einsteigen nicht so bestraft wird, wie es in den Regeln steht. Da kann man eigentlich nur noch mit dem Kopf schütteln. Ist aber jetzt leider nicht zu ändern, also weiter geht’s! Als Schweinsteiger endlich zurückkommt, brandet Jubel auf. Die Scheune bebt!

Nicht mehr lange zu spielen. „Kein Elfmeterschießen!“. Das Scheunenkollektiv beschwört den Fußballgott wie einst Guido Westerwelle die 18%. Was ist eigentlich aus dem Guidomobil geworden? Wird ABBA jemals wieder gemeinsam auftreten? Wer hat die flüssige Seife erfunden und warum? All diese Fragen gehen mir durch den Kopf, während der nächste deutsche Angriff rollt. Schürrle wird auf Linksaußen angespielt und marschiert los. Zwei Argentinier versperren ihm allerdings den Weg, so dass er nicht bis zur Grundlinie laufen kann. Also schlägt er eine Flanke in den Strafraum.

Und da steht Götze.

Völlig allein.

Hat sich im Rücken eines Verteidigers freigelaufen.

Ganz frei.

Ballannahme mit der Brust.

Seitfallzieher auf die lange Ecke…

D E R   I S   D R I N  ! ! !

Die nächste Minute verbringe ich damit, mir vor Freude die Seele aus dem Leib zu brüllen. Das letzte, was von meiner Stimme noch übrig ist, geht für dieses Traumtor drauf. Dass die Scheune nach dieser 113.Minute überhaupt noch steht, ist wohl nur der massiven Bauweise zu verdanken. Überall fallen sich wildfremde Menschen in die Arme, es gibt high fives im Überfluss, auch wenn diese ob des gestiegenen Alkoholpegels selten sauber ausgeführt werden. Noch 7 Minuten plus Nachspielzeit. Und es steht 1:0. Wir können es alle nicht fassen. Doch jetzt beginnt das echte Zittern. Die Argentinier werfen alles nach vorne. Weil es sonst keiner hinbekommt, muss es jetzt eben Messi richten. Aber unsere Jungs denken gar nicht daran, sich hinten rein drängen zu lassen.

Wir befinden uns bereits in der 123.Minuten, als Messi nochmal einen Freistoß zugesprochen bekommt. 25 Meter vor dem Tor. Wird er das, der eine geniale Moment? Meine Hände halten mir ganz automatisch die Augen zu, wie 150 andere Hände in der Scheune es auch tun, wie es wahrscheinlich gerade 70 Millionen Hände deutschlandweit tun. Messi läuft an, visiert das rechte obere Eck an, und… DRÜBER! Der Ball geht meterweit über Neuers Tor. PFEIF AB!

Und dann pfeift er ab. Aus. 1:0.

Das letzte Mal habe ich 1996 so gejubelt, als Oliver Bierhoff in Wembley das Golden Goal erzielt hat und wir Europameister wurden.

Doch das hier ist stärker, größer, unglaublicher! Es ist vollbracht! Wir sind Weltmeister!

D A   I S   D A S   D I N G  ! ! !

Die drei Stunden nach dem Abpfiff gehen im Freudentaumel und in Sturzbächen von Gerstensaft unter. Zwischendurch tippt mir jemand auf die Schulte und legt mir Bargeld in die Hand. Als ich schon befürchte, ich hätte vor lauter Freude im angrenzenden Maisfeld irgendetwas Unzüchtiges für Geld getan, ohne mich daran zu erinnern, lallt er:  „Dein Gewinn.“ Nur ein weiterer Scheunenbesucher hat 1:0 getippt. Ich zähle 23 Euro. Wird ja immer besser der Abend!

Irgendwann gegen 3 Uhr bin ich zu Hause, hocke mich vor den Fernseher und schalte die Aufzeichnung des Finales an. Ich springe nach vorn zur 113. Minute und gucke mir das Siegtor nochmal an. Und nochmal. Und ein drittes Mal. Und jedes Mal wird es schöner. So ein Tor im WM-Finale ist was für die Ewigkeit. Rahn, Müller, Brehme. Ich hatte schon befürchtet, ich würde sterben oder einen weiteren Siegeszug der FDP miterleben müssen, bevor die Reihe der Finalsiegtorschützen mit Götze endlich fortgesetzt wird.

Jögi Löw und seine wilden 23 haben es allen gezeigt. Vor allem all den Kritikern daheim. Die sind natürlich alle verschwunden, untergetaucht, zurück unter den Stein, unter dem sie einst hervorkrochen.

Löw wird bis 2016 weitermachen. Lahm nicht. Der Kapitän hängt das Trikot mit den 4 Sternen an den Nagel. Auf dem Höhepunkt aufhören - beim Sex dämlich, beim Fußball nicht unbedingt.

Jetzt reden alle schon wieder davon, 2016 Europameister zu werden. Typisch Deutschland. Barfuß oder Lackschuh, Sekt oder Selters. Aber ich will nicht auf der Euphoriebremse stehen. Also rein in den Lackschuh und hoch das Sektglas. Wir sind Weltmeister. Alles andere ist egal.





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