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Rückblick auf das Fußballjahr 2014 - Teil 1: Januar bis März


Rückblick auf das Fußballjahr 2014 - Teil 1: Januar bis März

Ein persönlicher Kommentar von wohlnixx:

Januar 2014. Ein Monat ohne Fußball, dafür mit Dschungelcamp. Ein paar extrem langweilige Vertreter der Gattung (Ex-)Schein-Promi liefern sich extrem langweile Gespräche inmitten von Schlangen, Spinnen und Sonja Zietlow. Hin und wieder essen sie Würmer und Maden, obwohl man Vertreter der eigenen Art eigentlich nicht verspeisen sollte. Die Oberknaller des alljährlichen RTL-Fernsehklassikers: Schlagerknilch Wendler (Vorname: Der) und Mega-Mops-Mieze Melanie Müller (Alliteration at it's best!). Pussy Wendler ruft zum Glück bereits schon nach 15 Minuten, dass er ein Arsch ist und man ihn bitte da rausholen möge. Keine Einwände meinerseits. Wahrscheinlich vermisst er einfach seine treuen Fans, die übergewichtigen Frauen um die 50, die ihm mit Frisuren aus den 80ern und Tränen in den grenzdebilen Augen gebrauchte Baumwollschlüpper Größe 52/54 auf die Bühne werfen. Gesegnet seien die Beschränkten, denn ihnen wird das Schlagerreich gehören! Das blonde Müllerchen holt sich schließlich dank ihrer modellierten Möpse die Dschungelkrone. Titten ziehen beim Zuschauer eben immer noch am besten.

Derweil macht die Bundesliga Winterpause. Wahrscheinlich, damit Michael Preetz und Peter Gagelmann ungestört RTL gucken können. Auf den Winter braucht man die Pause jedenfalls nicht zu schieben. Der findet nämlich nicht statt. Wetter und Temperaturen erinnern eher an den Herbst im schottischen Hochland. Nass, grau, und nur mit Unmengen an Single Malt Scotch zu ertragen. Winterlich ist es nur im Fernsehen. Die öffentlich-rechtlichen Sender füllen die Fußballlücke mit ununterbrochenen Wintersport-Übertragungen. Das finde ich fast noch fieser als das Dschungelcamp. Das ist wenigstens nach ein paar Wochen wieder vorbei. Wintersport geht aber von Oktober bis März. Auch ohne Winter. Natürlicher Schnee: Fehlanzeige. Dafür laufen die Schneekanonen heißer als das Gehirn der Dschungelkönigin beim kleinen Ein-mal-Eins. Die alpinen Skirennläufer, nordischen Kombinierer und Biathleten interessiert es nämlich wenig, dass die Voraussetzung für ihren Sport immer seltener wird und eigentlich nur noch an den Polen und im Himalaya existiert. Ein halbes Jahr Wintersport - das ist eigentlich nicht mehr drin, doch der Wintersportler an sich ignoriert gerne mal die Realität. Hat er sich wahrscheinlich bei der FDP abgeguckt. Die ist da nämlich führend auf diesem Gebiet. Keiner braucht sie, keiner will sie, keiner wählt sie - aber Lindner & Co. beschwören auf ihrem alljährlichen Dreikönigstreffen unbeirrt den Wert der Liberalen für die deutsche Politik. Die sollte man allesamt ins Dschungelcamp stecken, aber ohne Maden, Würmer und Sonja Zietlow. Ton aus, Kameras weg, und nach sechs Monaten nachgucken, ob sie sich gegenseitig das faulige, gelbe Fleisch von den liberalen Knochen genagt haben. Die FDP hat viel gemeinsam mit dem Dschungelcamp: unsympathische Hauptakteure, ermüdendes Gesülze von besseren Zeiten, und irgendwie ist man froh, wenn es vorbei ist. Ich jedenfalls schwöre bei den Hupen von Melli Müller, dass ich eher die Sith-Partei von Imperator Palpatine wählen würde, als mein Kreuzchen jemals bei der FDP zu machen.

Im Februar werden wir erlöst. Der Ball rollt endlich wieder! Die Meisterschaft ist allerdings bereits so gut wie entschieden. Die Bayern sind seit dem 8.Spieltag Tabellenführer, nach der Hinrunde haben sie 10 Punkte Vorsprung, und am 27.Spieltage ist der Kampf um die Meisterschaft dann früher als jemals zuvor beendet. Die Neujahrsansprache der Kanzlerin war spannender.

Den Pokal holen die Bayern natürlich auch. Wie das dicke Mädchen im Hollister-Store muss die Liga anerkennen, dass es hier nichts zu holen gibt. Der einzige Titel, der im deutschen Fußball derzeit wirklich noch zu vergeben ist, ist der des Vizemeisters.

In der Politik läuft es nicht anders. Die Kanzlerin ist auf unbestimmte Zeit gesetzt. Es geht nur darum, wer ihr den Vizekanzler machen darf. Angela Merkel ist der FC Bayern der deutschen Politik. Die Münchener haben allerdings im Ausland mehr Fans als sie, weswegen Bayern-Trikots weltweit auch besser gehen als T-Shirts von der CDU, auf denen so einprägsame und herrlich inhaltlose Wahlslogans stehen wie "Gemeinsam erfolgreich" oder "Ein starker Euro ist supi". Da könnte auch "Langeweile ist unsere Leidenschaft", "Einlullen ist unser Geschäft" oder "Wer aussitzt steht wenigstens nicht im Weg" drauf stehen, die Leute würden Angie trotzdem wählen. Selbst, wenn sie sich mit so Knalltüten wie dem Spochtkameraden Dobrindt (CSU) umgibt, der auf Biegen und Brechen eine PKW-Maut für Ausländer durchprügeln will, obwohl die EU ihm da bereits im Vorfeld ein dickes Stop-Schild vor das Kassengestell Marke "Nana Mouskouri" hält. Auch die Herrschaften von der CSU haben es manchmal eben nicht so mit der Realität, denn die ist oft hart und nur schwer zu verkraften. Horst Seehofer ist der lebende Beweis dafür.

In der Bundesliga bekommt Aufsteiger Eintracht Braunschweig die harte Realität zu spüren. Tabellenletzter mit 11 Punkten. Abgeschlagen, chancenlos, aber sympathisch.
Doch die Traditionsclubs haben es generell schwer. Das hat jedoch nicht immer etwas mit den fehlenden finanziellen Mitteln zu tun. Der HSV - Erstliga-Dino und daher der ultimative Traditionsclub - hatte zu Saisonbeginn mit 40 Mio. Euro den sechsthöchsten Etat der Liga. In 17 Spielen haben die Hanseaten daraus 16 Punkte gemacht - Platz 14, Abstiegskampf. Nachdem das in der Rückrunde nicht besser wird und die Hamburger auf den Relegationsplatz abrutschen, darf Trainer Bert van Marwijk, der erst am 7.Spieltag das Zepter übernommen hatte, seinen Hut nehmen. Für ihn kommt Mirko Slomka. Wenngleich er mit dem 3:0-Sieg über den BVB einen Traumstart hinlegt, hält die Talfahrt weiter an. Sylvie van der Vaart fehlt dem HSV eben an allen Ecken und Enden. Ich verstehe nicht, warum die Neue, die Rafael angeschleppt hat, die Hamburger Profis nicht genauso gut motivieren kann. Sabia Boulahrouz kennen sie ja bereits von ihrem gleichnamigen Ex-Kollegen. Die Gute steht offensichtlich auf HSV-Spieler. Vielleicht darf nach Rafael ja bald der Nächste ran. Ausverkauf im Hamburger Bettenlager! Vereinsmatratze "Sabia", leichte Gebrauchsspuren, mittig etwas durchgelegen, zum halben Preis!
Mit unten reingerutscht - gemeint ist der Tabellenkeller, nicht Sabia! - sind inzwischen auch der VfB Stuttgart und Werder Bremen. Ebenfalls Traditionsclubs. Ihre Plätze in der oberen Tabellenhälfte nehmen die Emporkömmlinge Mainz, Augsburg und - trotz Michael Preetz - Aufsteiger Hertha BSC Berlin ein. Nicht nur Mittelerde ist im Wandel, die Bundesliga ist es offensichtlich auch.

Liga 2 ist da deutlich traditionsbewusster: Köln, Lautern, St.Pauli, der KSC und 1860 stehen nach der Hinrunde oben, kämpfen um den Aufstieg. Paderborn liegt zu diesem Zeitpunkt der Saison übrigens noch abgeschlagen auf Rang 9, vom Aufstieg spricht dort niemand, weil man in der Provinz scheinbar noch sehr viel näher an der Realität ist. Die hat inzwischen auch meinen Heimatverein Fortuna Düsseldorf eingeholt, trotz des Trainerwechsels von Mike Büskens zu Lorenz-Günther Köstner. 2. Liga Mittelmaß. Mit der Rückkehr ins Oberhaus der Liga dauert es wohl noch etwas. Doch wie sprach einst ein prominenter Anhänger der Fortuna: "Wer Fan von Fortuna Düsseldorf ist, braucht das Leben nicht zu fürchten." Das kann ich bestätigen.

In der Champions League kommen Bayern und Dortmund ohne große Schwierigkeiten ins Viertelfinale. Schalke nicht. Der Gegner im Achtelfinale heißt Real. Madrid, nicht Supermarkt. Aber so, wie sich die Königsblauen gegen die Königlichen präsentieren, hätten sie wohl auch gegen eine Auswahl von Real-Kassiererinnen verloren. Zu Hause geht das völlig überforderte Team von Trainer Jens Keller mit 1:6 unter. Nicht erst seit dieser Klatsche steht Keller in der Kritik. Irgendwie haben sie auf Schalke immer was zu maulen. Nach der Pleite gegen Real setzt es ein 1:5 in München. Schalke gehört eben nicht zur europäischen Spitze. Leverkusen auch nicht. Die lassen sich im Hinspiel gegen PSG mit 0:4 zerpflücken.

In der Euro League läuft es auch nicht besser. Da hat es nur Eintracht Frankfurt in die Zwischenrunde geschafft. Und das war es dann auch. Das Achtelfinale findet ohne deutsche Beteiligung statt. Dafür sind Perlen wie Ludogorets Razgrad noch dabei. Ja, genau, ich weiß auch nicht, wohin die gehören und wie die in die Euro League gekommen sind. Vielleicht schickt der DFB demnächst einfach mal Teutonia Watzenborn-Steinberg ins Rennen. Die kennt auch keiner.

Im März 2014 ist es dann endlich soweit: Die 36 Profiklubs der DFL stimmen über die Einführung der Torlinientechnik ab.
Wir erinnern uns: Erst im Oktober 2013 erzielte Bayer-Stürmer Kießling ein Phantomtor in Hoffenheim. Er behauptet, den Einschlag des Balles neben bzw. in das Tor nicht gesehen zu haben. Die Fernsehbilder lassen meiner Meinung nach einen anderen Schluss zu, aber lassen wir das. Der Ball flutscht jedenfalls durch ein Loch im Außennetz ins Tor. Der Schiedsrichter entscheidet auf Tor, Leverkusen gewinnt das Spiel mit 2:1. Der berechtigte Protest wird abgelehnt (Stichwort: Tatsachenentscheidung), ein Wiederholungsspiel gibt es nicht.

Wer nach diesem Vorfall noch glaubt, die Liga braucht die Torlinientechnik nicht, hat sein Gehirn vielleicht einmal zu oft schädlicher RTL2-Strahlung ausgesetzt, so dass ein Bauer-sucht-Frauentausch-Brei entstanden ist, der klares Denken unmöglich macht. Selbst der olle Blatter hat inzwischen begriffen, dass wir nicht mehr 1954 haben und technische Unterstützung im Fußball genau so seine Berechtigung hat wie in anderen Sportarten. Im Eishockey gab es beispielsweise schon Torkameras inklusive Torrichter, da hat ein Salino noch fünf Pfennig gekostet, mit Tabletts wurde nicht gesurft, sondern Getränke serviert, und in Villabajo wurden noch Pfannen geschrubbt, während Villariba schon wieder feierte. Doch was entscheiden die deutschen Proficlubs? Die Torlinientechnik ist zu teuer und noch nicht ausgereift - abgelehnt!

Kann man so machen. Einige zeigen Verständnis für diese Entscheidung. Die Leute sollen sonntags beim Frühschoppen etwas haben, worüber sie diskutieren und streiten können. Der Fußball soll menschlich bleiben. Fehler erlaubt. Pro Tatsachenentscheidung.
Ich stimme zu, wenn es um Abseits, Fouls etc. geht. Geht es jedoch um das Ziel des Spiel, den eigentlich Sinn, nämlich den, ein Tor zu erzielen, darf es keinen Raum für Interpretationen, Spekulationen oder Diskussionen geben. Tot oder lebendig, schwanger oder nicht, Tor oder kein Tor - es gibt Dinge im Leben, die müssen hundertprozentig feststehen.

Und was heißt denn hier "nicht ausgereift"? Das Hawk-Eye, um das es geht, bewährt sich seit Jahrzehnten im Tennis. Das System haben schon Martina Navrátilová und Chris Evert-Lloyd nach ihren Matches beim gegenseitigen Einseifen unter der Dusche für gut befunden.

Und was heißt denn hier "zu teuer"? In der Saison 2012/2013 haben die Bundesligavereine mehr als 1 Milliarde Euro umgesetzt! Die Technik soll jeden Verein etwa 150.000,- bis 180.000,- Euro pro Saison kosten. Für Vereine wie Paderborn sicherlich eine Hausnummer. Da aber alle Vereine gleichermaßen davon profitieren, sollte die Liga vielleicht über die Einführung eines gemeinsamen Topfes nachdenken, in den umsatzstarke Vereine ein wenig mehr einzahlen. Es soll mir doch keiner erzählen, dass im und mit dem Fußball nicht genug Geld verdient wird, gerade mit einer Marke wie der Bundesliga. Der DFB darf sich auch gerne an den Kosten beteiligen, denn schließlich unterstützt und schützt die Technik seine Schiedsrichter. Die werden durch die Ablehnung des Antrages erneut allein im shit-storm stehen gelassen, der unweigerlich über sie hereinbricht, wenn sie mal wieder eine Tatsachenentscheidung von extremer Tragweite getroffen haben. Allein das Wort "Tatsachenentscheidung" suggeriert zudem, dass die Entscheidung, die da getroffen wird, auch tatsächlich auf einer Tatsache beruht. Eine Tatsache ist jedoch ein wirklicher, gegebener Umstand - siehe Duden. Tatsache ist jedoch, dass ein Phantomtor eben tatsächlich kein Tor ist und auch keines werden darf, nur weil der Schiedsrichter es aufgrund mangelnder visueller Daten zu einem solchen erklärt. Das Falkenauge als Hilfe für den Unparteiischen ist demnach die absolut logische Konsequenz, was wiederum eine Tatsache ist.

Tatsache ist auch, dass die Bundesliga sich durch diese Entscheidung als noch rückständiger als die FIFA erweist. Die will die Technik nämlich bereits im Sommer bei der WM in Brasilien einsetzen. Das ist löblich und konsequent, nachdem die Torrichter, die die UEFA bei der EM 2012 einsetzte, blinder waren als ein Maulwurf auf Methanol. Es bleibt die Hoffnung, dass die Bundesligavertreter ihre Meinung ändern, sobald sie erkennen, dass auch im Fußball der Einsatz von technischen Hilfsmitteln sinnvoll und der Fortschritt sowieso nicht aufzuhalten ist.

Ein paar nachdenkliche Töne zum Schluss: Im März 2014 wird Uli Hoeneß zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Während des Prozesses kam nach und nach heraus, dass er insgesamt rund 28,5 Mio. Euro Steuern hinterzogen hatte. Um diesen Betrag bei meinem derzeitigen Gehalt zu erwirtschaften, muss ich etwa 495 Jahre arbeiten. Wie lange eine alte Frau dafür stricken muss, vermag ich nicht einmal zu erahnen. Abseits der Debatte, ob Uli eigentlich auf freien Fuß gehört oder doch eher 20 Jahre Sing-Sing verdient hätte, verrät uns der Fall Hoeneß einiges über die Menschen, die über mehr Geld verfügen, als sie in zehn Leben ausgeben könnten. Es lohnt sich, einmal darüber nachzudenken, ob ein System, in dem einzelne Personen über derart große finanzielle Mittel verfügen, die ihnen überhaupt ermöglichen, Steuern in dieser Höhe zu hinterziehen, wirklich auf Dauer funktionieren kann. Dabei dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass wir ein wichtiger Teil dieses Systems sind. Nicht als Bürger, Steuerzahler oder Arbeitsbienen - nein! - als Konsumenten. Konsum geht mit Gier und Maßlosigkeit einher. Beides sind Todsünden. Hoeneß hat ein Verbrechen begangen. Er ist schuldig und wird bestraft.

Und wir? Nachdenken erlaubt.

 

Lest demnächst Teil 2: April bis Juni (der erscheinen wird, sobald der Autor in seinem neuen, fetten SUV samt Heckaufkleber "Eure Armut kotzt mich an!" in die City gefahren ist, um sich ein brandneues iPad zu besorgen, weil das alte ihn langweilt)